Adolf-Reichwein-Schule / Pohlheim

"Fangt erst gar nicht an zu rauchen!" Beeindruckender Vortrag mit Prof. Dr. Günther

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 28. April 2011 00:00

Rauchen ist eine Sucht, deren Wirkung von der Tabakindustrie und den Rauchern selbst immer noch gerne verharmlost wird. Als sogenannte „legale Droge“ wurde das Inhalieren von Nikotin in der Werbung viele Jahre als "der Geschmack von Freiheit und Abenteuer" gefeiert, obwohl längst bekannt war, dass die daraus entstehenden Folgeerkrankungen zu den Top-Killern gehörten.

Heute wird man sich zunehmend darüber bewusst, dass alles getan werden muss, um Jugendliche vor dem Zigarettenkonsum zu warnen. Insbesondere der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule umfasst die Verpflichtung zur Suchtprävention.

Andreas Günther, ein Mitglied der Schulgemeinde der ARS, ist u.a Professor für Innere Medizin, Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Schlafmedizin und ärztlicher Direktor der Lungenfachklinik Waldhof-Elgershausen sowie Leiter des Schwerpunkts "Fibrosierende Lungenerkrankungen" am Uniklinikum Gießen-Marburg, eine Kapazität auf seinem Fachgebiet.
Rauchen Vortrag 032011Und weil er weiß, wie lebensbedrohlich die Langzeitauswirkungen der Nikotinsucht sind, ist es ihm ein großes Anliegen gerade Heranwachsenden die Gefahren des Rauchens deutlich vor Augen zu führen. „Mit 15 cool - mit 50 tot!“ lautete der Titel seines Vortrags, den er kürzlich vor Siebtklässlern in der Aula unserer Schule hielt. 

Prof. Dr. Günther war nicht allein gekommen: Einer seiner Patienten, der infolge des Rauchens schwer an einem Lungenemphysem erkrankt ist, hatte die Strapazen auf sich genommen, um aus eigener Erfahrung von der gesundheitsschädigenden Wirkung des Zigarettenkonsums zu berichten. Immer dabei sein Sauerstoffgerät, ohne das er kaum noch einen Schritt tun kann. Dieser Patient, begleitet von seiner Ehefrau, berichtete, dass er bereits in jungen Jahren an die Zigarette gekommen sei und über lange Zeit hinweg mehrere Packungen am Tag geraucht habe. Und obwohl er schließlich trotz der erheblichen Qualen des Entzugs das Rauchen aufgegeben hatte, schritt die zersetzende Erkrankung immer weiter fort und griff vor allem Lunge und Herzkranzgefäße an. Mit 46 Jahren kam die Atemnot, es folgten lange Klinikaufenthalte, sehr schmerzhafte Eingriffe, schließlich Berufsunfähigkeit und große Einschränkungen in der Lebensqualität. So war denn auch seine eindringliche Botschaft an die aufmerksam zuhörenden Kinder eindeutig: „Fangt um Gottes Willen erst gar nicht damit an! Ich habe es so bereut! Aber nun ist es zu spät!“

Prof. Dr. Günther referierte schließlich über die Prozesse, die sich im Körper eines Rauchers abspielen und klärte die jungen Zuhörer über bittere Wahrheiten in Bezug auf das Rauchen auf: Rauchen ist eine der schwersten Süchte, die es gibt. Es macht sehr schnell abhängig, seine unheilvolle Wirkung ist lange nicht zu spüren, jedoch liegt bei Lungenkrebs der Anteil der Raucher bei 85 %. Rauchen ist d i e Einstiegsdroge.

Beeindruckend waren auch die Fragen der Schüler, denen insbesondere das Schicksal des Patienten nahe ging. Aber auch Fragen wie „Ist es für mich schädlich, wenn meine beiden Eltern im Auto rauchen?“ waren darunter und mussten von Prof. Günther mit Ja beantwortet werden.

Wenn Eltern rauchen, sind die Möglichkeiten der Schule, Kinder davon zu überzeugen, diesem zweifelhaften Vorbild nicht zu folgen, sicher gering. Aber es sind viele kleine Bausteine, aus denen sich eine effiziente Suchtprävention aufbaut. An der Adolf-Reichwein-Schule möchte man jedenfalls hierzu einen Beitrag leisten, zumal, wenn aus den Reihen der Schulgemeinde ein Vater Professor für Lungenheilkunde ist und dieses Anliegen der Schule engagiert unterstützt.

Und ein ganz besonderer Dank gilt dem Patienten, der sich aus Verantwortungsgefühl für unsere Kinder zu dem mutigen Schritt entschlossen hatte, über seine Erkrankung vor der Schulöffentlichkeit zu sprechen!

 

| 29.3.2011