Adolf-Reichwein-Schule / Pohlheim

Zweiter Vortrag zum Thema Pubertät

Schulpsychologin Petra Haunert-Imschweiler und Schulleiter Norbert Kissel referierten in der Aula der ARS

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 22. Mai 2011 00:00

Pubertist 2Die Pubertät ist eine Zeit tiefgreifender Veränderungen an Körper und Geist, die jungen Menschen (wie auch ihrem näheren Umfeld!) einiges abverlangt. Auf vielfachen Wunsch wiederholten Petra Haunert-Imschweiler, Schulpsychologin im Staatlichen Schulamt Gießen und ARS-Schulleiter Norbert Kissel ihren Vortrag über die „Zeit, in der die Eltern schwierig werden“. Das eingespielte Tandem bot Eltern und Mitgliedern des Kollegiums auch beim zweiten Mal einen ebenso interessanten wie anschaulichen Vortrag, in dessen Verlauf es auch eine Menge zum Schmunzeln gab.

Während Schulleiter Kissel sich wieder das menschliche Gehirn in seiner Funktion und Entwicklung zum Schwerpunkt gewählt hatte, beleuchtete Schulpsychologin Haunert-Imschweiler, die auch Landesbeauftragte der Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) Hessen ist, diese „zweite, große Chance junger Menschen“ aus ihrer Praxis der Diagnose und Beratung heraus.

Das Gehirn, von Kissel als „Superorgan im Umbau“ bezeichnet, wächst bis in die Zeit der Pubertät hinein, um sich danach durch gezielte Ausdünnungsprozesse für benötigte Aufgaben zu spezialisieren. Innerhalb jeder Sekunde werden viele Tausend neuraler Verbindungen aufgegeben, während solche, die ein junger Mensch häufiger abruft, in ihrer Funktion optimiert werden. „Man kann nun entscheiden“, so Kissel, „für was man sein Gehirn trainiert, für zweifelhafte Computer-Spiele, die zu Verblödung und Vereinsamung führen oder für die Erfassung der Wirklichkeit und die Entwicklung einer effizienten Lebensgestaltung innerhalb der Gesellschaft. Irgendwann sind dann natürlich die Würfel gefallen und die Birne eingenordnet!“

Von schulpsychologischer Seite wurde dargestellt, dass im Laufe der Pubertät bestimmte Entwicklungsaufgaben, wie Ablösung von den Eltern, psychosexuelle Entwicklung, Aufbau einer erwachsenen Identität neben schulischen Anforderungen zu bewältigen sind. Hier liegt die Chance für Eltern, mit Gelassenheit, Humor, Vertrauen, aber auch Grenzsetzungen ihre Jugendlichen zu begleiten und dass Zeit für Zuwendung und Gespräche, aber auch Respekt vor dem Heranwachsenden und seiner Intimsphäre wichtig sei, betonte Haunert-Imschweiler. „Zeit für Umwege, für außerschulische Aktivitäten, wie Sport, Musik, Hobbies usw. gehört zum Jugendalter“.

„Pubertät schreit nach Erziehung“ zitierte die Schulpsychologin einen Erziehungsberater, wies aber auch darauf hin, dass Erziehung erst im Rahmen liebevoller, kontinuierlicher Beziehungen wirksam werden könne. „Ich bin der Freund/ die Freundin meiner Kinder“ äußerten oft Eltern, die Konflikten in der Familie aus dem Weg gehen, eine hohes Harmoniebedürfnis haben und sich scheuen, Grenzen zu setzen. Hier vergrößert sich die Gefahr von Regelverstößen der Jugendlichen, z.B. in Richtung Alkohol- und Drogenkonsum, Schulverweigerung und anderen Verhaltensauffälligkeiten. Jugendliche probieren in diesem Alter aus, Grenzen zu überschreiten - das ist ganz normal. Eltern müssen sich dieser Herausforderung stellen“, betonte die Referentin. Umso wichtiger seien feste Spielregeln - gerade während der Pubertät. Deren Einhaltung müsse durch „Konsequenzen“ im Gegensatz zu demütigenden Strafen durchgesetzt werden. „Demütigungen verstärken Aggressionen und sollten deshalb vermieden werden“. 

Ein weiteres Thema der Elternveranstaltung war Vorbeugung von Suchtverhalten und Gewalttätigkeiten. Auch hier spielten komplizierte Vorgänge im Gehirn eine bedeutende Rolle, so der unheilvolle Kreislauf von Droge, der Aktivierung des Stoffs Dopamin „Glückszentrums“ im Gehirn und dessen gleichzeitige Abstumpfung, die das Verlangen nach weiteren, stärkeren Drogen bedingten.

Der Trost der Referenten: „Pubertät ist eine befristete, turbulente Zeit, aber sie geht (meistens) irgendwann vorbei"

Das Publikum dankte den Referenten mit freundlichem Applaus und Sabine Hildebrand und Peter Kohler überreichten vom Schulelternbeirat der ARS Blumengeschenke.

| 25.4.2011